Schloss Weikersheim, Rittersaal, Detail aus Lambrisbild

Austern für den GrafenhofTransport von Warenund Lebensmitteln

Am Weikersheimer Hof mussten zahlreiche Menschen verköstigt werden. Viele regionale Lebensmittel erzeugte die eigene Landwirtschaft – einen Großteil kauften die Grafen hinzu. Besondere kulinarische Delikatessen wurden dabei über weite Strecken zum Schloss transportiert.

Schloss Weikersheim, Detail Rittersaal
Cammer-Cassa-Bücher, Detail Rechnung 1714
Schloss Weikersheim, Detail Rittersaal

Ob Erbsen oder exotische Früchte: Die Finanzverwaltung notierte alle Ausgaben ganz genau.

Gängige Waren und seltene Zutaten

In den „Cammer-Cassa-Büchern“ ist festgehalten, wofür der Hof sein Geld ausgab. Gängige Waren wie Erbsen, Fisch oder Salz kamen aus der Umgebung. Seltene Zutaten kaufte man bei den halbjährlich stattfindenden großen Handelsmessen in Frankfurt. Hier wurden exotische Gewürze wie Muskat, Pfeffer und Zimt feilgeboten, zudem Nüsse, Kaffee und Tee. Auch die Käseauswahl war groß: Die Grafen erstanden Parmesan und Edamer. Doch persönlich waren sie nicht dabei. Kaufleute brachten ganze Wagenladungen im Auftrag der Herrschaften von der Messe zum Schloss.

Schloss Weikersheim, Rittersaal, Detail aus Lambrisbild mit Schiffsszene

Schiffe transportierten die Waren.

Französischer Wein

Mit dem Transport der Waren beauftragte man Knechte und Tagelöhner. Der ansonsten unbekannte Hans Kleinbach holte im Rechnungsjahr 1711 verschiedene Lieferungen ab. Darunter „Bier und andere Waare“ aus Rothenburg oder „Fischwaar“ aus Würzburg. Solche Botengänge konnten auch ins Ausland führen. Wein bezogen die Grafen aus Frankreich: Für „50 Bouteilles du vin de Champagne, 12 Bouteilles de St. Laurent“ und ein „Fäßlein vin de Bourgogne“ gaben sie 120 Gulden aus, einschließlich der Frachtkosten und dem Lohn für den Schiffer.

Versorgungskarte Schloss Weikersheim

Achtung: Karte zum Vergrößern zweimal anklicken. Dann sieht man: Woher kamen die Waren nach Weikersheim?

Überregionale Transportwege

Die Grafschaft Hohenlohe war durch zwei Handelsrouten an den überregionalen Warenverkehr angeschlossen: Eine große Straße verband in Ost-West-Richtung Heilbronn, Öhringen, Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl. Die zweite Strecke verlief zwischen Frankfurt und Augsburg durch Mergentheim. Für Güter aus dem Norden bevorzugte man den Transport mit dem Schiff auf Rhein und Main, denn die Fahrten über Land waren äußerst beschwerlich. Befestigte Straßen legte man erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an.

Jean-François de Troy, Das Austernfrühstück, Öl auf Leinwand, 1735

Dekadentes Vergnügen: Austern zum Frühstück.

Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten?

Auch verderbliche Lebensmittel gingen auf die Reise: Aus Hamburg kamen die beliebten Austern. Ein Küchenlexikon von 1716 nennt drei Transportarten: „Man bringet sie zu Tisch frisch in Schalen, so sind sie am besten, aber am theuersten. Sie kommen auch frisch ausgeschnitten in Fäßgen mit ihrer eigenen Sauce eingemacht, die sind auch noch gut. Endlich wann man sie gar weit verführen will, hat man sie auch eingemacht in Fäßlein mit Salz, Pfeffer und Lorber-Blättern. Diese Art ist aber die schlechteste.“ Nach Weikersheim schafften es wohl nur eingemachte Austern.

Schloss Weikersheim, Rittersaal, Detail aus Lambrisbild

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