Panoramablick über den Schlossgarten auf Schloss Weikersheim

DIE HERRSCHAFT WIRD AUSGELOSTHAUPTGEWINN:EIN SCHLOSS

Kaum zu glauben – aber in der Grafschaft Hohenlohe gab es die Tradition, dass die Erben um ihre Herrschaften losten. Das geschah etwa 1708, als die jungen Grafen Carl Ludwig (1674–1756) und Johann Friedrich (1683–1765) das geerbte Land von Hohenlohe-Neuenstein aufteilen mussten.

Portrait des Grafen Carl Ludwig von Hohenlohe

Graf Carl Ludwig von Hohenlohe in reiferem Alter.

GERECHT GETEILT

Das Spektakuläre ist, dass sich die Lose von damals erhalten haben! Es sind zwei Spielkarten, jede mit den Hälften der Grafschaft beschriftet: Weikersheim und Öhringen. Die „Erbtheilung“ war eine Spezialität in der Grafschaft Hohenlohe. In anderen Ländern erhielt der Erstgeborene alles. In Hohenlohe wurde in jeder Generation der Besitz unter alle erbberechtigten Söhne aufgeteilt.

VIER SÖHNE, ZWEI NACHFOLGER

Die Auslosung vom 30. Mai 1708 war nur der Schlussakt eines Erbfalls, der sich über mehrere Jahre hingezogen hatte. Der Vater Carl Ludwigs und Johann Friedrichs, Graf Johann Friedrich der Ältere zu Hohenlohe-Neuenstein (1617–1702) hatte insgesamt vier Söhne. Ein Sohn, Johann Ernst (1670–1702), starb einen Monat nach dem Vater an einer Kriegsverletzung. Ein weiterer Sohn, Friedrich Kraft (1667–1709), war wegen „Blödhäuptigkeit“ nicht zur Regierung fähig.

Marktplatz und Schloss Öhringen

Öhringen wurde neuer Wohnsitz von Johann Friedrich.

WER HAT GEWONNEN?

Die gräflich-hohenlohische Verwandtschaft verhinderte eine schnelle Teilung. Fünf Jahre sollte abgewartet werden, ob Friedrich Kraft nicht doch wieder seiner Sinne mächtig werde. Carl Ludwig und Johann Friedrich mussten gemeinsam regieren. Erst danach konnten sie die „Landestheilung“ in die Wege leiten: Johann Friedrich zog Öhringen, sein Bruder Carl Ludwig Weikersheim. Doch welcher von beiden zog am 30. Mai tatsächlich den Hauptgewinn? War Schloss Öhringen oder Schloss Weikersheim das Bessere?

Schlossgarten Weikersheim mit Orangerie

Weikersheim bot viel Spielraum für barocke Gestaltung.

WEIKERSHEIM ALS SCHATZ

In Öhringen übernahm Johann Friedrich ein voll eingerichtetes Schloss. Der Weikersheimer Schlossbau war dagegen seit den 1680er-Jahren die meiste Zeit leer gestanden. Dafür lockte er mit seiner Lage und einem weitläufigen Terrain. Carl Ludwig verstand es in den kommenden Jahren, beides ganz nach den Idealen barocker Baukunst überaus prachtvoll für seine Schloss- und Gartenpläne zu nutzen. Ob er bereits im Frühjahr 1708 im Blick hatte, welcher Schatz in Weikersheim zu heben war?