Rosmarin und Zypressen: Der Schlossgarten im neuen historischen Erscheinungsbild
Rosmarin, Wacholder, Zypressen: Der Schlossgarten Weikersheim verändert sein Gesicht – und wird zugleich noch ein Stück authentischer. Die neuen Pflanzen ersetzen jetzt fast vollständig den kranken Buchs. Ausgewählt wurden die immergrünen Sträucher, weil sie schon in den Pflanzenlisten des 18. Jahrhunderts, der Zeit, in der der berühmte Garten entstand, aufgeführt werden. Mit dem Sommerflor, der jetzt gesetzt wird, können die Schlossgärtner der Staatlichen Schlösser und Gärten ein erstes Ergebnis der neuen Pflanzungen vorweisen – und das lohnt das Anschauen!
BUCHSKRANKHEIT LÖSTE PRODUKTIVES UMDENKEN AUS
Es war eine Überraschung: Beim systematischen Aufarbeiten eigentlich bereits bekannter Dokumente zum Schlossgarten von Weikersheim waren die Gartenkonservatoren der Staatlichen Schlösser und Gärten auf etwas gestoßen, was keiner geahnt hatte. Im barocken Garten waren gar nicht, wie man das von überall gewohnt war, kleine Formbäumchen mit Buchs oder Eibe das vorherrschende grüne Gewächs. So jedenfalls ist das landläufige Bild: Der kleinblättrige Buchs ist die Pflanze, mit der in den historischen Gärten insbesondere die Beete eingerahmt werden und in manchen Gärten zu geometrischen Zierbäumchen geschnitten wurden. Als daher vor einigen Jahren die epidemische Ausbreitung von Buchskrankheiten und -schädlingen einsetzte, löste das erst einmal großen Schrecken bei Schlossgärtnern wie Gartenfreunden aus: Man konnte zuschauen, wie die ornamentalen Buchshecken und Büsche nach und nach abstarben.
ZYPRESSEN ALS TEIL DES BAROCKGARTENS
Bei der Suche nach Lösungen und Ersatz für den Buchs erzielten die Gartenkonservatoren der Staatlichen Schlösser und Gärten in den Weikersheimer Archivalien einen wahren Glückstreffer. Ein systematischer Vergleich der Inventare von 1745, 1757 und 1769 zeigte, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Zypresse in beträchtlichen Stückzahlen Einzug in den Garten hielt. Gestützt wurde die Erkenntnis durch ein Familienporträt derselben Epoche, das den Zustand des Parterres nach dessen Umgestaltung mit vier Bassins zeigt: Hinter der gräflichen Familie lassen sich im Schlossgarten deutlich die spitzen Zypressen längs der Wege und im Rondell erkennen.
ORIENTIERUNG AM HISTORISCHEN BESTAND
Seither waren die Schlossgärtner nicht untätig. Inzwischen setzen schon 24 schlanke, dunkelgrüne Zypressen im mittleren Rondell des Barockgartens ihre markanten Akzente. Sie werden in Kübeln gezogen. „Sie vertragen den Wind nicht gut und verkahlen deshalb gern auf der Windseite“ erklärt Brigitte Ihns, bei den Staatlichen Schlössern und Gärten für die Betreuung des historischen Schlossgartens Weikersheim zuständig. Man habe daher teilweise die empfindlichen Zypressen durch weniger sensiblen Wacholder ersetzt, der eine sehr ähnliche Form bietet. Die Pflanzen seien immer noch in der Erprobung und man müsse Erfahrungen sammeln, so die Schlossgärtnerinnen und -gärtner.
SOMMERFLOR IM BAROCKGARTEN AB JUNI
Jetzt, am Ende des Monats Mai und mit dem Wechsel zum farbenprächtigen Sommerflor in den Rabatten, machen sich die Gartenfachleute an den nächsten Schritt: Der Rosmarin wird gesetzt. 56 kugelige Pflanzen sind es. Im Gegensatz zum Buchsbaum, der in ganz scharf konturierte geometrische Formen geschnitten wurde, strebt man aber beim Rosmarin keine exakte Kugel an. Die Büsche haben einen Durchmesser von 50-60 cm und werden mit dem sanften Blaugrün ihrer nadelförmigen Blätter einen ganz neuen Akzent im Garten setzen: duftend und ein bisschen mediterran.
IMMERGRÜNE IN DER ERPROBUNG
Noch nicht wieder ersetzt ist die Randbepflanzung der Beete. Um die exakten Rabattenbegrenzungen aus Buchs zu ersetzen, sind unterschiedliche immergrüne Pflanzenarten in Erprobung. Verschieden Sorten von Ilex, Liguster, Lonicera und seit Kurzem auch Taxus, also Eiben. Brigitte Ihns: „Der Eindruck der Eibennadeln ist allerdings etwas dunkler als der des Buchslaubs, da werden wir genau abwägen müssen“, sagt die Gartenfachfrau und ergänzt, dass sich das Ausprobieren über Jahre hinziehen könne. Und auch der Buchs ist wieder da – aber nur versuchsweise. Denn die Pilzsporen, die in den vergangenen Jahren die Pflanzen zum Absterben brachten, halten sich über viele Jahre im Boden. Auch da heißt es für die Schlossgärtner: geduldig ausprobieren.
BAROCKER SOMMERFLOR IN GANZER PRACHT
Für die Besucherinnen und Besucher aber ist davon nichts zu sehen: Der Garten wird sich mit dem Wechsel von den Frühjahrsblühern auf den Sommerflor nun wieder in voller Schönheit präsentieren können. Mit dem Florwechsel ist auch die Neupflanzung von Wacholder, Zypresse und Rosmarin abgeschlossen – vorerst: Historische Gärten sind lebendige Kunstwerke und verlangen zu jeder Jahreszeit erneut die ganze Aufmerksamkeit ihrer Betreuer. Wer sich selber vom Charme der neuen und zugleich alten grünen Akzente im Barockgarten überzeugen will, kann etwa ab Mitte Juni den Schlossgarten Weikersheim in seiner ganzen sommerlichen Pracht genießen.
SERVICE
SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM
Mit Eintrittskarte ist der Schlossgarten einschließlich des Kastellangartens ohne Führung zugänglich.
ÖFFNUNGSZEITEN
Ab 1. April bis Ende Oktober: Täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr (letzter Einlass 17.00 Uhr).
EINTRITT
Erwachsene 6,50 Euro,
Ermäßigte 3,30 Euro,
Familien 16,30 Euro,
Gruppen ab 20 Personen pro Person 5,80 Euro,
Gruppen unter 20 Personen pauschal 116,00 Euro.
KONTAKT UND INFORMATIONEN
Schloss und Schlossgarten Weikersheim
Marktplatz 11
97990 Weikersheim
Telefon +49(0)79 34.9 92 95-0
Telefax +49(0)79 34.9 92 95-12
info@schloss-weikersheim.de
Donnerstag, 28. Mai 2015
Schloss und Schlossgarten Weikersheim |
Allgemeines
NEUPFLANZUNG IM GARTEN
Rosmarin, Wacholder, Zypressen: Der Schlossgarten Weikersheim verändert sein Gesicht – und wird zugleich noch ein Stück authentischer. Die neuen Pflanzen ersetzen jetzt fast vollständig den kranken Buchs. Ausgewählt wurden die immergrünen Sträucher, weil sie schon in den Pflanzenlisten des 18. Jahrhunderts, der Zeit, in der der berühmte Garten entstand, aufgeführt werden. Mit dem Sommerflor, der jetzt gesetzt wird, können die Schlossgärtner der Staatlichen Schlösser und Gärten ein erstes Ergebnis der neuen Pflanzungen vorweisen – und das lohnt das Anschauen!