Dienstag, 28. April 2020

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Allgemeines 5. Mai 1756: Graf Carl Ludwig, der Vater des Schlossgartens, stirbt

Am 5. Mai 1756, im ehrwürdigen Alter von 81 Jahren starb Carl Ludwig von Hohenlohe- Weikersheim. Er hatte 1708 die Herrschaft in Weikersheim übernommen und verwandelte während seiner langen Lebenszeit Schloss und Schlossgarten gemeinsam mit seiner Frau Fürstin Elisabeth Friederike Sophie in eine barocke Residenz. Der Schlossgarten in seinem Reichtum an Figuren und Wasserspielen berichtet heute noch von diesem ambitionierten Bauherren.

DAS STUDIUM AN EINER RITTERAKADEMIE

Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim wurde 1674 als dritter Sohn von Johann Friedrich I. von Hohenlohe, Fürst zu Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen, und Luise Amöne von Oldenburg geboren. 1693 verließ der junge Graf zum ersten Mal sein Elternhaus, um für zwei Jahre die Ritterakademie in Wolfenbüttel zu besuchen. Dort betrieb er standesgemäße Studien, lernte Sprachen sowie die „ander gute Künste und wißenschaftten“ und erwarb Kenntnisse im „reithen, fechten und tantzen“. Vom Dezember 1695 bis zum Oktober 1696 folgte seine erste „Kavalierstour“, die damals übliche Bildungsreise für junge adelige Männer, die ihn auf eine Regentschaft abschließend vorbereiten sollte. Er bereiste Italien.

 

DIE ZWEITE REISE

Begierig, „dem Vatterland zu dienen“, erhielt Carl Ludwig 1697 die Erlaubnis, sich als Volontär der Armee in Brüssel anzuschließen. Von Brüssel aus schrieb er seinem Vater, solange die „Campagne“ nicht richtig in Gang komme, wolle er sich dort aufhalten und die französische Sprache einüben. Zu dieser Zeit befand sich der Kurfürst von Bayern, als Gouverneur der spanischen Niederlande, ebenfalls in Brüssel, was dazu führte, dass mehr und mehr Adel in die Stadt kam und es für einen jungen Grafen viel zu erleben gab. 1698 bat Carl Ludwig 1698 seinen Vater um die Erlaubnis weiterreisen zu dürfen. Ende März schreibt er nach Hause, dass er glücklich in Paris angekommen sei. Diese Reise sollte prägend werden für seine späteren barocken Umgestaltungen des Weikersheimer Schlosses.

 

DIE HERRSCHAFT WIRD AUSGELOST

Kaum zu glauben – aber in der Grafschaft Hohenlohe gab es die Tradition, dass die Erben um ihre Herrschaften losten. Diese „Erbtheilung“ war hier Tradition; in anderen Ländern erhielt der Erstgeborene alles. In Hohenlohe wurde in jeder Generation der Besitz unter alle erbberechtigten Söhne aufgeteilt. Die Auslosung vom 30. Mai 1708 war nur der Schlussakt eines Erbfalls, der sich über mehrere Jahre hingezogen hatte. Als Carl Ludwig von Öhringen nach Weikersheim übersiedelte, fand er ein vor gut 100 Jahren erbautes Schloss vor, das längere Zeit nicht mehr bewohnt war. Graf Siegfried von Hohenlohe-Neuenstein hatte um 1680 zuletzt den stadtseitigen Schlossflügel und den Marstall errichten lassen. Carl Ludwig musste sich erst einmal damit arrangieren. Als barocker Bauherr wollte er am liebsten die ganze Welt in eleganten Formen symmetrisch geordnet neu anlegen. In Weikersheim bot das Flusstal der Tauber das perfekte Planungsfeld. Hier entstand der Schlossgarten: ein barockes Paradies.

 

DER TRAUM VON VERSAILLES

Carl Ludwig hatte auf seinen Reisen französische Gärten gesehen und wollte den Schlossgarten entsprechend gestalten. Zeitgenossen berichten, er habe „die Anlage des vortrefflichen weltberühmten Garten-Werks allhier gemachet.“ Die Grundgliederung des Gartens erfolgte durch ein großes Achsenkreuz. Die ruhigen Wegflächen fanden einen Ausgleich in der verspielten Ornamentik der Broderien. Mit Springbrunnen, Beeten und unzähligen Figuren folgte die Anlage des barocken Gartens französischen Gartentheorien.

 

DAS LEBEN IN WEIKERSHEIM

1713 heiratete Carl Ludwig die Gräfin Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen-Oettingen (1691–1758). Sie trug den Titel Fürstin, war eine Cousine der Kaiserin und von höherem Stand als ihr Mann. Sie stammte aus einem reichen Haus und brachte eine eigene Sammlung mit. Sehr wahrscheinlich prägte sie mit ihrem Wissen die Entwicklung der Residenz – gemeinsam mit ihrem Mann. Die reiche Ausstattung im Schloss, die regelmäßige Anlage der Zirkelbauten zum Marktplatz hin, die Lustschloss auf dem Carlsberg, die aufwändige Gartenanlage: All das entstand während der Lebenszeit des Paares. Allerdings: Den finanziellen Möglichkeiten der kleinen Grafschaft entsprachen die Projekte nicht. Immer wieder musste die gräfliche Finanzverwaltung der Familie ernsthafte Vorhaltungen machen. Auf viel Bewusstsein für die Schulden des Landes stieß das nicht.

 

WEIKERSHEIM WIRD DORNRÖSCHENSCHLOSS

1716 kam der einzige Sohn zur Welt, Albrecht Ludwig Friedrich. Er starb allerdings als junger Mann bei einem Reitunfall. Mit dem Tod von Graf Carl Ludwig am 5. Mai 1756 und dem der Fürstin nur zwei Jahre später endete die Geschichte von Schloss Weikersheim als Residenz. Nur sporadisch wurde das Schloss noch bewohnt. Als das Land Baden-Württemberg in den 1960er Jahren Schloss und Schlossgarten übernahm, begannen auch bald die Wiederherstellungsarbeiten im Garten. Heute präsentiert er sich wieder in seinem ganzen barocken Reictum, wie zu Zeiten von Graf Carl Ludwig und Gräfin Elisabeth Friederike Sophie.

 

Information

Aktuell sind Schloss und Schlossgarten Weikersheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen. Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.

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