Montag, 16. November 2020

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Allgemeines Vom Kindel zur reifen Frucht: 2020 gab es die erste Ananas-Ernte im Schlossgarten

2018 wurde das neue Gewächshaus im Schlossgarten Weikersheim eröffnet. Wie zu Zeiten von Graf Carl Ludwig und Gräfin Elisabeth Friederike, den Gründern des barocken Gartens, sollten hier auch wieder exotische Nutzpflanzen gezüchtet werden, wie sie damals bereits erfolgreich angebaut wurden: Ananas, Ingwer und Kaffee. Die ersten Ananas-Jungpflanzen der neuen Anzucht, zwölf „Kindel“ aus dem Muskauer Park in Sachsen, trugen dieses Jahr nun ihre ersten Früchte: Das Team der Weikersheimer Schlossgärtnerei erntete voller Stolz im Sommer 15 reife Ananas. Und die neuen „Kindel“ für die nächste Ernte sind bereits eingepflanzt – jetzt aus eigener Anzucht!

NEUES GEWÄCHSHAUS SEIT NOVEMBER 2018

Mit der Eröffnung des neuen Gewächshauses vor zwei Jahren begann zum zweiten Mal in der Geschichte des Schlossgartens Weikersheim der Anbau der tropischen Frucht. „Diesen Bereich bekommen Besucherinnen und Besucher normalerweise nicht zu sehen“, sagt Dr. Meike Kirscht, als Gartenhistorikerin bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg für Weikersheim zuständig. Das Glasgebäude südlich des Schlossgartens umfasst auf einer Grundfläche von 67 Quadratmetern zwei Abteile. In einem der beiden werden die Ananas-Pflanzen gezogen. Die Jungpflanzen, die sogenannten Ananaskindel, hatten die Weikersheimer aus dem Muskauer Park erhalten. Hier, im heutigen deutsch-polnischen Grenzgebiet, hatte Fürst Herrmann von Pückler-Muskau im frühen 19. Jahrhundert seinen berühmten Garten anlegen lassen.

 

ANANASBLÜTE NACH EINEINHALB JAHREN

Eineinhalb Jahre später, im Januar und Februar 2020, standen die zwölf Ananaspflanzen in Blüte. „Das war ein gutes Zeichen“, bestätigt die Weikersheimer Schlossgärtnerin Sandra Özkan. „Es zeigt, dass sich die Pflanzen an ihrem neuen Standort wohl fühlen.“ Dass die wärmebedürftigen Exoten so gut gedeihen, liegt an der Heizanlage des Gewächshauses: Sie erwärmt den Gebäudeteil auf 26 Grad. Gut ein halbes Jahr später, im Zeitraum Juni bis August, konnten die ausgereiften Früchte geerntet werden: insgesamt 15 Ananas. Gleich nach der Ernte pflanzten Sandra Özkan und ihr Team frische Kindeln in die Pflanzgefäße. „Die Mutterpflanzen bilden zur Ernte hin die neuen Kindel aus, die wir direkt wieder einpflanzen können.“

 

ANANASANZUCHT BEREITS IM BAROCK 

Von der erfolgreichen Kultur der tropischen Pflanzen in Weikersheim im 18. Jahrhundert berichten historische Quellen, wie ein Pflanzeninventar von 1745. Bereits damals zog man die empfindlichen Tropenpflanzen in Kübeln, die im Sommer den gräflichen Garten schmückten und in der Orangerie überwinterten. Bis heute werden in der kalten Jahreszeit exotische Pflanzen in den beiden Orangerie-Gebäuden untergestellt, die den eindrucksvollen Abschluss des Schlossgartens bilden. Den Grafen von Hohenlohe-Weikersheim diente ihr Garten in erster Linie zur Repräsentation, die Pflanzensammlung war ihr ganzer Stolz. Davon zeugen auch die Bilder der Exoten im berühmten Rittersaal von Schloss Weikersheim: Sie zieren, detailgetreu gemalt, die Sockelzone des Raumes.

 

SERVICE UND INFORMATION

Derzeit sind alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Die Schließung gilt mindestens bis zum 30. November.

 

INFORMATIONEN

Schloss und Schlossgarten Weikersheim
Marktplatz 11
97990 Weikersheim
Telefon +49(0)79 34.9 92 95 0
info@schloss-weikersheim.de

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