Mittwoch, 2. Juni 2021

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Allgemeines Kunstvolle Eisengitter – Lieblingsstücke des Schlossteams und ihre Geschichten

Schloss und Schlossgarten Weikersheim sind voller Geschichten und Schätze – und das seit Jahrhunderten. Lange war die einstige Grafenresidenz wegen der Corona-Pandemie geschlossen; nun öffnen sich langsam wieder die Tore. Die Schlossführerinnen und Schlossführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg freuen sich darauf, bald wieder ihre Lieblingsstücke präsentieren zu können. Johanetta Müller etwa ist begeistert von den barocken Eisengittern an den Korridoren und freut sich schon auf den Moment, wenn sie mit dem alten Schlüssel die barocken Tore für Gäste öffnen kann.

RARE ZEUGNISSE EINER ALTEN KUNST

Das Team in Weikersheim kennt die Schätze des Schlosses im Detail – und hat zum Teil ganz ungewöhnliche Vorlieben. Schlossführerin Johanetta Müller begeistert sich für eine fast vergessene Kunst: Ihre Lieblingsstücke in Schloss Weikersheim sind die kunstvoll geschmiedeten Gittertore an den Korridoren des Langenburger Baus. Diese Metallgitter gehörten in früheren Epochen zum Standard anspruchsvoller Bauwerke. Bei heutigen repräsentativen Bauten kommen Gitter kaum noch als Gestaltungselement vor; Kunstschmiede sind zudem selten geworden. Das Gitter, das sich Johanetta Müller ausgesucht hat, stammt vom gräflichen „Hofschlosser“. Er schuf die Eisengittertüren, die die Schlossführerin heute bei jeder ihrer Führungen mit dem Schlüssel öffnet.

 

DAS TOR ZUM SCHLOSSERLEBNIS
„Ich mag bei den Schlossführungen immer sehr den Moment, in dem ich diese wunderschönen schmiedeeisernen Türen aufschließe, ein wenig Spannung aufbaue, um dann mit den Gästen in die Korridore der barocken Appartements zu gehen“, erzählt Johanetta Müller. „In den prächtigen Wohnräumen haben Graf Carl Ludwig und seine Gemahlin Fürstin Elisabeth Friederike Sophie ihre Gäste empfangen. Wenn ich die großen Türen mit dem Schlüssel aufsperre und die Gäste voller Erwartung hinter mir stehen, sind sie oft begeistert – entweder von der Schmiedekunst oder auch von dem Mechanismus der tollen großen Schlösser.“

 

RAFFINIERTE SCHMIEDEKUNST

Von der Fülle an Kunstschmiedearbeiten aus früheren Jahrhunderten ist heute nur noch ein Bruchteil erhalten. Die oft filigranen Kostbarkeiten fielen in späteren Zeiten vielfach dem veränderten Geschmack zum Opfer. So stabil ein Eisengitter auch sein mag: Metall lässt sich einschmelzen und wiederverwenden. Aufwendige Gitter aus dem 18. Jahrhundert findet man noch in barocken Kirchen, etwa an Seitenkapellen oder auch im Eingangsbereich der Kirche – zugleich Sicherung, Gliederung und Schmuck des Raumes. Oft bilden diese Gitter komplizierte grafische Muster und sind raffinierte perspektivische Meisterwerke. Der Schmied nutzte sein Material wie ein Architekturzeichner und ließ durch die geschickte Anordnung der Eisenstäbe und Bögen einen räumlichen Eindruck entstehen.

 

BAROCKE RANKEN UND DAS WAPPEN

Der gräfliche Hofschlosser hingegen wählte für die Gitter in Schloss Weikersheim ein anderes typisches Motiv der Zeit: Akanthusblätter. Ein dichtes Netz aus barocken Blättern und Ranken, gegliedert durch ein regelmäßiges Gitter aus Eisenbändern, bildet die Türen. Im Zentrum sitzt ein Wappenschild, farbig bemalt mit den Leoparden der Grafen von Hohenlohe. Dass sich die barocken Gitter zum Korridor der gräflichen Räume im Langenburger Bau erhalten haben, ist typisch für Schloss Weikersheim: Wie fast an keinem anderen Ort, hat sich hier die originale Ausstellung aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten – ungewöhnlich reich und bis in die Details. Der Grund: Das gräfliche Paar starb ohne Nachkommen und das Schloss fiel in einen Dornröschenschlaf.

 

KÜNSTLER AUS DER REGION
Und noch etwas ist typisch: „Der größte Teil der kostbaren Ausstattung wurde hier in Hohenlohe angefertigt“, weiß Schlossführerin Johanetta Müller. Das Grafenpaar des 18. Jahrhunderts, Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim und Elisabeth Friederike Sophie von Öttingen-Öttingen, zog für die hochkarätigen Schlossaufträge meistens Kunsthandwerker und Künstler aus der Umgebung heran. In den Dokumenten aus Schloss Weikersheim, die heute im Hohenlohe-Zentralarchiv verwahrt werden, haben sich auch Urkunden und Schriftstücke zur Person des gräflichen Hofschlossers erhalten. Er starb 1747. „Wenn ich die Gittertüren aufschließe, kommt mir immer sein Name in den Sinn“, erzählt Johanetta Müller: „Er hieß Johann Ludwig Hirnwurst.“

 

SCHLOSS UND SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM
Schloss Weikersheim ist wieder geöffnet: Zu sehen ist der berühmte Rittersaal im freien Rundgang. Im weitläufigen Saal mit seiner riesigen stützenlosen Decke können Besucherinnen und Besuchern genügend Abstand voneinander halten. Führungen durchs Schloss werden derzeit noch nicht wieder angeboten. In Schloss Weikersheim kann man seinen Besuchszeitraum telefonisch unter 079 34 / 99 29 50 oder direkt an der Schlosskasse buchen. Es gilt der reguläre Eintrittspreis von 5,00 € für die Rittersaalbesichtigung inklusive Schlossgarten. Geöffnet ist das Schloss von 10 bis 18 Uhr. Der Schlossgarten Weikersheim ist ebenfalls wieder geöffnet. Geschlossen bleiben vorerst noch die Dauerausstellungen zur Alchemie und zur Gartengeschichte „Wasserkunst und Götterreigen“ sowie der Alchemie- und Hexengarten.

 

SERVICE UND INFORMATION

Besondere Hinweise: nur Öffnung des Rittersaals und des Vorzimmers zum Rittersaal; kein Führungsangebot. Für den Besuch sind notwendig: die Angabe der Kontaktdaten (vor Ort, über die Luca-App oder das Kontaktformular, das auf der Internetseite von Schloss Weikersheim zu finden ist), außerdem die Vorlage eines aktuellen negativen Testergebnisses von einer offiziellen Teststelle (Testzentrum, Apotheke oder ähnliches) oder der Nachweis der vollständigen Impfung oder einer überstandenen Corona-Infektion.

 

SCHLOSS UND SCHLOSSGARTEN WEIKERSHEIM

Geöffnet täglich 10:00 bis 18:00 Uhr, letzter Einlass 17:30 Uhr


Eintritt Rittersaal inklusive Schlossgarten: pro Person 5,00 €
Eintritt Schlossgarten: Erwachsene 3,50 €, Ermäßigte 1,80 €, Familien 8,80 €

 

Ausstellungen „Alchemie“ und „Wasserkunst und Götterreigen“ sowie Pflanzenpräsentation „Alchemie- und Hexengarten“ bleiben geschlossen.

 

KONTAKT UND INFORMATIONEN

Schloss und Schlossgarten Weikersheim
Marktplatz 11
97990 Weikersheim
Telefon +49 (0) 79 34 . 9 92 95 0
info@schloss-weikersheim.de

Download und Bilder