Freitag, 1. Juli 2022

Schloss und Schlossgarten Weikersheim | Allgemeines Schöne Gemächer: Das Porzellan- und Spiegelkabinett der Fürstin

Das Porzellan- und Spiegelkabinett von Fürstin Elisabeth Friederike Sophie gehört zu den prächtigsten und aufwändigsten Räumen von Schloss Weikersheim. Als Teil des Staatsappartements der Fürstin, die Schönen Gemächer, ist es ab dem 23. Juli wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Der intime Raum zeigt die beeindruckende ostasiatische Porzellansammlung sowie drei kostbare Kabinettstücke, darunter ein silberner Tischautomat.

DER AUFWÄNDIGSTE RAUM DER SCHÖNEN GEMÄCHER

Seit 2015 wird das Staatsappartement von Fürstin Elisabeth Friederike Sophie im Saalbau von Schloss Weikersheim aufwändig restauriert. Die geborene Prinzessin von OettingenOettingen kam 1713 nach ihrer Heirat mit Graf Carl Ludwig an den Weikersheimer Hof und brachte als Mitgift eine Vielzahl an Silber, Porzellan und anderem Kunstgut mit. Gerade für das Porzellan suchte sie nach einem geeigneten Präsentationsraum im Schloss und wurde in dem Spiegelkabinett fündig, das ihr Mann 1710 begonnen hatte auszubauen. Die Fürstin war die ranghöchste Person am Hof in Weikersheim und daher stand ihr neben einem privaten Appartement im Langenburger Bau auch ein Staatsappartement zu, das sich im zweiten Obergeschoss des Saalbaus befindet. Unverzichtbarer Teil dieser Repräsentationsräume war ein Kabinett, in dem man seine Kunstgüter für hochrangige Gäste ausstellte. „Gerade dieses Porzellan- und Spiegelkabinett ist der wohl aufwändigste Raum der Schönen Gemächer und einzigartig in der hohenlohischen Schlösserlandschaft. Hier widmete sie sich dem Aufbau und der Erweiterung ihrer Sammlung an ostasiatischen Porzellanen und kostbaren Kabinettstücken“, erklärt Dr. Ralf Wagner, Projektleiter und Konservator im Bereich Sammlung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

 

EIN GEEIGNETER RAUM MUSS HER

Kurz nach ihrem Einzug in Schloss Weikersheim ließ Fürstin Elisabeth Friederike Sophie das Porzellan- und Spiegelkabinett für ihre Sammlung ausbauen. Sie beschäftigte regionale Schreiner, Maler und die hohenlohische Künstlerfamilie Sommer als Bildhauer. Die Kosten dafür bestritt die Fürstin aus ihrem Privatvermögen. Ihr Ziel war ein prächtiger Rahmen für ihre kostbare Mitgift. Die Wände erhielten einen roten Seidendamast. Auf diesen wurden vergoldete und silberne Bänder aus geschnitztem Holz und mit kleinen runden Spiegeln versehen im Stil der Régance gesetzt. Vergoldete Masken, Tiere oder auch Früchte sowie Konsolen aus Lindenholz und zahlreiche Spiegel in verschiedenen Größen und Formen vervollständigten die Innenarchitektur. Ende Oktober 1717 waren die Arbeiten abgeschlossen und das Kabinett fertiggestellt.

 

MASSENWARE IM PRÄCHTIGEN RAHMEN

Vor den Spiegeln auf den vergoldeten Konsolen präsentierte Fürstin Elisabeth Friederike Sophie über 500 Kunstwerke aus ostasiatischem Porzellan oder deutschen Fayencen, darunter Figuren, Tierdarstellungen, Teller, Teedosen, Teekannen und alle Arten von Vasen unterschiedlichster Höhe. Die ostasiatischen Kunstwerke waren zu jener Zeit oft Massenware. Die Fürstin besaß viele in mehrfacher Ausfertigung, eine Vielzahl von winzigen Miniaturpfeifen mit einem Drachenreiter, die tatsächlich einen Ton erzeugen oder auch mehrere Stücke einer Guanyin, der buddhistischen Göttin des Mitgefühls. Auf zwei Tischen standen die absoluten Prunkstücke der Sammlung, die zum Großteil aus dem Erbe von Fürst Albrecht Ernst II. von Oettingen-Oettingen, dem Vater der Fürstin, kamen. „Von ihm erhielt sie mehrere Kabinettstücke aus Gold, Silber und Edelsteinen, von denen heute leider nur noch wenige im Schloss erhalten sind. Darunter ein Tischautomat in Gestalt eines persianischen Priesters aus Silber und geschnitztem Elfenbein, der sich durch eine Feder im Innern nach vorn rollen konnte. Dieser wurde vor allem zur Belustigung von Tafelgästen verwendet. Die beiden anderen erhaltenen Stücke sind zwei sehr frühe weiße Tassen aus Meißner Porzellan mit Weinreben-Dekor und ein winziges Schälchen aus grünem Achat“, weiß Dr. Ralf Wagner.

 

ZARTES PORZELLAN ALS SCHAUSTÜCKE

Um 1700 waren an vielen europäischen Höfen Kabinette unverzichtbarer Bestandteil eines Staatsappartements. Obwohl Weikersheim ein politisch unbedeutender Grafenhof war, wollte Fürstin Elisabeth Friederike Sophie darauf nicht verzichten. Sie ließ das Porzellan- und Spiegelkabinett als begehbaren Kunstschrank für ihre umfangreiche Sammlung ostasiatischer Porzellane und kostbarer Kabinettstücke herrichten. Ihre Leidenschaft für das weiße Gold beinhaltete auch ihren Wunsch nach Status und Repräsentation. Gerade diese Sammelleidenschaft verbindet sie mit anderen Herrscherhäusern in Europa. Porzellan war im 18. Jahrhundert ein Luxusgut und symbolisierte Macht und Reichtum. Ein Großteil der Porzellansammlung der Fürstin sowie die kostbaren Kabinettstücke können nach der Eröffnung der Schönen Gemächer am 23. Juli von den Schlossgästen im Porzellan- und Spiegelkabinett durch eine Glastür bewundert werden.

 

SERVICE UND INFORMATIONEN

Wiedereröffnung Schöne Gemächer

Bürgerfest: Samstag, 23. Juli und Sonntag, 24. Juli 2022

www.schloss-weikersheim.de/besuchsinformation/veranstaltungen/aufpoliert

 

ÖFFNUNGSZEITEN

Schloss und Schlossgarten

bis 31. Oktober

Di–So, Feiertag 9.00 – 18.00 Uhr

 

EINTRITT

Erwachsene 6,50 €

Ermäßigte 3,30 €

Familien 16,30 €

 

HINWEISE

Es besteht keine Maskenpflicht mehr. Wir empfehlen Ihnen, weiterhin eine Maske zu tragen. Die Maske ist ein effizientes Mittel, um sich und andere vor Infektionen zu schützen.

 

INFORMATIONEN

Schloss und Schlossgarten Weikersheim

Marktplatz 11

97990 Weikersheim

Telefon +49 (0) 79 34.9 92 95-0

info@schloss-weikersheim.de

www.schloss-weikersheim.de

www.schloesser-und-gaerten.de

 

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