Schloss Weikersheim, Kabinettschrank

Asiatisch inspiriertLackmöbelin Schloss Weikersheim

Gräfin Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen-Oettingen (1691–1758) brachte den chinoisen Stil nach Weikersheim. Die exotisch-fernöstlichen Motive waren inspiriert vom ostasiatischen Kunsthandwerk, das man gerne nachahmte, wie in den Niederlanden – aber auch in Künzelsau.

Elisabeth Friederike Sophie von Hohenlohe-Weikersheim

Gräfin Elisabeth Friederike Sophie liebte exotische Waren.

DIE KUNSTLIEBENDE FÜRSTIN

Mit dem Einzug in Schloss Weikersheim widmete sich Gräfin Elisabeth Friederike Sophie ganz ihrem neuen Zuhause. Die Einrichtung des Schlosses und der Aufbau einer Sammlung beschäftigte sie über Jahre. Die Gräfin mit dem guten Geschmack stammte aus einer Familie mit großem Interesse an Kunst und Kunsthandwerk. Ihre Sammlung konzentrierte sich auf ostasiatisches Porzellan, Fayencen aus Ansbach, Miniaturen und raffinierte Figuren aus Silber und edlen Steinen.

Schloss Weikersheim, Schlafzimmer, asiatischer Kabinettschrank

Die Schubladen des asiatisch verzierten Schränkchens boten Platz für Sammelobjekte.

EXOTISCHES SCHWARZLACKMOBILIAR

Schreibutensilien, Schmuck und Sammelobjekte fanden in Schwarzlackschränken Platz. Die zweitürigen „Candors“ mit vielen Schubladen und einem tischartigen Gestell entwickelten sich in der Renaissance. In Form und Bemalung folgten sie fast vollständig den niederländischen Möbeln um 1700 ‒ wobei diese Möbel selbst ostasiatische Vorbilder nachahmten. In Schloss Weikersheim sind drei dieser Schwarzlackschränke erhalten. Exotisch wirken bis heute die tiefschwarze Farbe und die filigranen Goldornamente.

Schloss Weikersheim, Tisch mit Silberarbeit der Geschwister Johann Heinrich und Magdalena Vogt

Die dunkel gebeizten Möbel in Schloss Weikersheim wirken edel – und exotisch.

KUNSTVOLL PRÄSENTIERT

Auf den Lackmöbeln wurden asiatische Sammelstücke wie Porzellanvasen, chinesische Figuren oder Geschirr ausgestellt. So dienten die Kabinettschränke nicht nur der Aufbewahrung, sondern auch der Präsentation. Hinzu kamen Tische in Lackarbeit, die als „eingelegter Tisch Ihro Hochfürstlich Durchlaucht gehörig“ im Jahr 1755 in einer Beschreibung der Kabinettstücke genannt werden. 34 Stücke der Fürstin sollen auf zwei Tischen Platz gefunden haben. Auch der Fürst ließ für sich Lacktische anfertigen. 

„ASIATISCHE“ MOTIVE AUS KÜNZELSAU

Ein Teil der Lackmöbel in Schloss Weikersheim stammt von Hofschreiner Johann Eberhard Sommer. Er stammte aus einer angesehenen Handwerkerfamilie und war bekannt für seine Fertigkeit im Möbellackieren. Er hatte wohl eine eigene Rezeptur für „Lack“ gefunden, die er gekonnt anwendete. Die asiatischen Ornamente führte der Maler Konrad Hoffmann aus. Er soll sein Handwerk auf Kosten des Fürstenhauses in Amsterdam gelernt haben ‒ in Asien war er hingegen nie. Beide Handwerker stammten aus Künzelsau.

Schloss Weikersheim, Schlafzimmer, Lacktisch
Schloss Weikersheim, Schlafzimmer, Lacktisch, Detail

Ovaltisch mit Lackmalereien von Johann Eberhard Sommer.

Schloss Weikersheim, Schlafzimmer, asiatischer Kabinettschrank

Die Goldmotive lernte Hoffmann vermutlich als Lehrling in Holland kennen.

ÜBER HOLLAND NACH WEIKERSHEIM

Der Import von Lackmöbeln war teuer – und lief vorwiegend über Holland und Antwerpen. Die Originale ahmte man daher nach: Die europäischen Möbel wurden dunkel gebeizt, die asiatischen Motive unterstrichen den fernöstlichen Eindruck. Der „Lack“ sah oft gut aus – handwerklich war er eine vereinfachte Annäherung an die komplizierte und geheimnisvolle ostasiatische Lacktechnik. Nicht jeder Handwerker beherrschte sie. Die sogenannten „Chinoiserien“ waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts so beliebt wie die Originale.

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